Nichtschwimmer-Anzahl bei Kindern steigt drastisch: Ein besorgniserregender Trend

Die Zahl der Kinder im Grundschulalter, die nicht sicher schwimmen können, hat in den letzten Jahren alarmierend zugenommen. Während im Jahr 2010 noch 10 % der Grundschulkinder als Nichtschwimmer galten, hat sich dieser Wert bis 2022 auf 20 % verdoppelt. Diese Entwicklung ist nicht nur besorgniserregend, sondern auch gefährlich – und sie hängt mit mehreren Faktoren zusammen.
Ursachen für den Anstieg der Nichtschwimmer
Ein entscheidender Faktor für diese negative Entwicklung ist die COVID-19-Pandemie, in deren Verlauf Schwimmbäder geschlossen wurden und Schwimmkurse ausfielen. Auch nach den Lockdowns blieben viele Bäder aufgrund von Hygienevorschriften oder aus finanziellen Gründen weiter geschlossen. Zuletzt verschärfte die Energiekrise die Situation, da Schwimmbäder in vielen Kommunen aus Kostengründen ganz oder teilweise den Betrieb einstellen mussten. Diese Umstände führten dazu, dass viele Kinder die wichtige Zeit für das Schwimmenlernen verpassten.
Schwimmkurse sind rar
Neben den geschlossenen Bädern gibt es noch ein weiteres Problem: Schwimmkurse sind in vielen Regionen rar. Die Nachfrage ist hoch, aber es fehlt an Schwimmlehrern und verfügbaren Kapazitäten in den Schwimmbädern. Lange Wartezeiten und überfüllte Kurse machen es für viele Eltern schwierig, rechtzeitig einen Platz für ihre Kinder zu finden. Oft fällt das Schwimmenlernen dadurch in eine Zeit, in der Kinder bereits älter sind und der Zugang zum Wasser vielleicht schon mit Ängsten oder Unsicherheiten verbunden ist. Diese fehlenden Kursangebote tragen weiter dazu bei, dass die Anzahl der Nichtschwimmer steigt.
Sicheres Schwimmen ist mehr als das Seepferdchen
Auch wenn Umfragen bei Eltern ergeben, dass die Zahl der „sicheren Schwimmer“ auf den ersten Blick konstant bleibt, zeigt sich bei genauerem Hinsehen ein anderes Bild. Die DLRG geht davon aus, dass 6 von 10 Kindern am Ende der Grundschulzeit keine sicheren Schwimmer sind. Denn viele Eltern betrachten das Seepferdchen-Abzeichen bereits als Bestätigung für sicheres Schwimmen, was ein weit verbreiteter Irrglaube ist.
Das Seepferdchen ist jedoch lediglich ein Anfängerzeugnis, das bestätigt, dass ein Kind in der Lage ist, sich über kurze Strecken über Wasser zu halten. Der Deutsche Schwimmverband nennt es nicht ohne Grund das „Anfängerzeugnis Seepferdchen“. Für sicheres Schwimmen über längere Distanzen und in unterschiedlichen Wasserbedingungen sind weitaus mehr Fertigkeiten erforderlich.
Warum eine gute Wassergewöhnung entscheidend ist
Um Kinder zu sicheren Schwimmern zu machen, ist eine fundierte Wassergewöhnung und Wasserbewältigung von Anfang an entscheidend. Kinder müssen früh lernen, sich im Wasser wohlzufühlen, keine Angst zu haben und sich mit den physikalischen Eigenschaften des Wassers vertraut zu machen. Wer mehr darüber erfahren möchte, wie wichtig diese ersten Schritte sind, kann im Artikel Relevanz von Wassergewöhnung und -bewältigung alles darüber nachlesen.
Darüber hinaus sind die schwimmerischen Grundfertigkeiten wie Tauchen, Schweben, Gleiten, Springen und Atmen essenziell für den Aufbau einer soliden Basis. Diese Fertigkeiten sollten nicht isoliert betrachtet, sondern gezielt miteinander kombiniert werden. Weitere Details dazu finden Sie in unserem Artikel Schwimmerische Grundfertigkeiten in der Wassergewöhnung.
Fazit: Dringender Handlungsbedarf
Die Zahlen sprechen für sich: Immer mehr Kinder verlassen die Grundschule, ohne sicher schwimmen zu können. Es ist daher umso wichtiger, dass Eltern die Bedeutung einer frühzeitigen Wassergewöhnung und gezielten Übung der schwimmerischen Grundfertigkeiten erkennen. Das Schwimmenlernen sollte nicht allein auf das Erreichen des Seepferdchen-Abzeichens reduziert werden. Stattdessen muss der Fokus darauf liegen, dass Kinder die nötige Zeit und Praxis bekommen, um sich zu sicheren Schwimmern zu entwickeln. Denn am Ende geht es nicht nur um sportliche Fähigkeiten, sondern vor allem um Sicherheit im Wasser.